>>Ich möchte jedenfalls [...] keine Volksvertreter die nur des Geldes wegen in der Politik sind.<< (Zitat von Ralf)
Dieses Argument jedoch enthält für mich eine Krux, generiert durch das menschliche Ego und dem Kapitalismus. Ein wirklich richtig schlauer Kopf wird meiner Meinung nach nicht so versessen darauf sein in der Politik gutes zu tun und zu gestalten als das er die Möglichkeit der Privatwirtschaft übersieht.
Was ist denn für dich ein "richtig schlauer Kopf"?
Was zeichnet diesen aus? Welche Kompetenzen hat dieser?
In der Politik geht es ja, je nach Schwerpunkt, um sehr unterschiedliche Dinge. Ein Minister, Bundeskanzler, Parteivorsitzender muss gute Führungsqualitäten besitzen und Entscheidungsfreudig sein. Ohne das geht es nicht. Jemand, der aber eher an der Basis arbeitet oder in einem bestimmten Ressort (Umwelt, Arbeit, Soziales etc.pp.) braucht hingegen eher Sachkompetenz und eine gewisse Fähigkeit Dingen auf den Grund zu gehen.
Gute Kommunikationsfähigkeit brauchen aber wohl alle Menschen in der Politik. Es sei denn, sie arbeiten nur im Hinterzimmer.
Wieso ist Geld immer der entscheidende Faktor? Hat man dir das so beigebracht? Ist das nicht eine einseitige Sichtweise?
Es gibt durchaus Menschen, für die ist die Sache, die sie tun, wichtiger als der Verdienst. Ich möchte mich jetzt nicht besser darstellen, als ich bin. Aber als Fotograf bin ich nun wirklich nicht grade finanziell auf Rosen gebettet. Erst recht nicht in der Ausbildung. Aber ich mache dies, weil es mir Freude bereitet und ich das gut kann.
Genauso wählen doch viele ihren Beruf aus. Wer macht denn wirklich einen Beruf nur, weil es da viel zu verdienen gibt?
Das sind doch wohl die Leute die nur gelernt haben, dass Geld (und alles materielle) wichtiger ist, als alles andere. Ja, das ist hart ausgedrückt.
Die Vielfalt und Masse der gestalterischen Posten in der Privatwirtschaft schätze ich als deutlich zahlreicher ein als die im Politikbereich. Weshalb es im privaten Bereich vermutlich schneller gehen wird einflussreichere Posten zu bekommen.
Ich bin mir da nicht so sicher. Aber die Frage ist ja auch: Was gestaltet man da eigentlich in der Privatwirtschaft? In der Regel führt man ein Unternehmen zu Profit, schafft vielleicht noch Arbeitsplätze, kurbelt die Wirtschaft/den Kapitalismus an.
In welchen Bereichen gestaltet man denn wirklich etwas, was Zukunft und Nachhaltigkeit besitzt?
Mir fallen da einige Beispiele ein:
- Kindergartenleiter
- Schuldirektor
- Umweltverbandschef
- Altenpflegeeinrichtungsleiter
usw. usf.
Sind diese Posten alle gut bezahlt? Nein. Die Posten, wo es wirklich um große Summen verdienst geht, sind meistens an der Spitze großer Konzerne. Und wie wertvoll deren Produktion ist, kann jeder für sich entscheiden.
In der Politik hingegen hast du die Möglichkeit, mit wirklich guten Ideen, ein wenig Durchsetzungsvermögen, Geschichte zu schreiben und mit zu entscheiden, wie es einem Land geht. Viel mehr Gestaltungsmöglichkeit kann ich mir kaum vorstellen.
Nun kann man, wie auch in der damaligen Diskussion behaupten, dass man ja erst einmal auf so einen Posten in der freien Wirtschaft kommen muss. Ja, richtig. Aber das kann man auch umgekehrt behaupten: Man muss erst einmal auf so einen Politikposten kommen. Von daher hingt diese Aussage. Schließlich greift die Aussage in beiden Fällen auf einen Erfolg der Person zurück.
Ich glaube, das kann man von aussen nur schwer beurteilen. Daher könnte man dieses Argument, wie du es ja auch selbst eigentlich schon tust, als Ausgeglichen betrachten.
Man blieb aber Standhaft und fing dann zu argumentieren, dass man ja die Gehälter der freien Wirtschaft kürzen könnte. Somit würde der Ausgleich auch geschaffen werden, nur andersrum.
Ja, auch die Logik funktioniert. Aber nur wenn man die erste Instanz betrachtet. Bei dieser Aussage vergisst man nicht nur die Multiplikatoreffekte, sondern auch geringe Steuereinnahmen, die ja z.B. die Politikergehälter finanzieren. Außerdem sei es ja viel einfacher den Leuten zu erklären die Gehälter der Manager zu kürzen als die der Politiker zu erhöhen. Ja, natürlich ist das einfacher. Aber wer so kurzsichtig agiert ist meiner Meinung nach in der Politik völlig fehl am Platze.
Volle Zustimmung. Das kann wirklich nicht die Lösung sein.
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Hier kann ich nicht ganz zustimmen. Erstens denke ich nicht, dass die Politik und die Gesellschaft auf die Idee gekommen sind, sondern vielmehr dahin gedrängt wurden. Stichwort Kapitalismus. Ok, vielleicht mache ich mir es ein wenig einfach schon wieder den Kapitalismus als Schuldner anzubringen. Aber ist es nicht die Notwendigkeit des Geldes gewesen die unsere Eltern dazu zwangen immer mehr zu arbeiten und somit weniger Zeit für die Kinder zu haben?
Aber wir sind uns doch einig, dass die Politik den Kapitalismus, so wie wir ihn heute kennen, zugelassen haben? Hat da jemals jemand vor genau solchen Situationen gewarnt? Ich glaube nicht.
Und wenn, dann waren es die kleinen Parteien, oder Parteien, die man als Spinner abtut.
Wir hätten soviele Chancen gehabt dem Kapitalismus einhalt zu gebieten - zu erkennen, dass ewiges Wachstum nicht funtkioniert.
Aber anstatt dessen laufen wir ins verderben und lassen uns von dem Kapitalismus drängen.
Aber klar ist auch, da gebe ich dir recht, dass auch ein großer Teil an diesem Misstand an der Gesellschaft liegt. Ich kann es ja verstehen, wenn auch die Frau Geld verdienen möchte und Spaß an einem Beruf hat.
Ich finde das sogar großartig, dass das möglich ist. Nur, wenn man sich entscheidet Kinder in die Welt zu setzen muss man sich auch der Verantwortung dessen gegenüber stellen. Und das fängt dabei an, mit dem Partner zusammen, die Vereinbarkeit von Lebensstandart und Kind zu regeln. Man kann nicht, wenn beide Arbeiten und das Geld grade so für den derzeitigen Lebensstandart reicht, Kinder in die Welt setzen. Da muss ich beim Lebensstandart abstriche machen, oder mich gegen die Kinder entscheiden. Und mal ganz ehrlich, wer kann wirklich beim Lebensstandart nicht noch etwas zurückfahren (wenn beide Partner arbeiten) ohne dann gleich beim Existenzminimum zu landen?
Oder die Politik schafft endlich Rahmenbedingungen, in denen der Lebensstandart einigermaßen gehalten werden kann, wenn Kinder auf die Welt kommen. Und das geht auch wieder nur, wenn diesem Kapitalismus derzeit das klare "Nein" erteilt wird. Und wenn Sozialbeiträge durch höhere Spitzensteuern erhöht werden können.
Zweitens jedoch denke ich nicht, dass diese nicht in der Lage dazu sind beides vermitteln zu können. Ich traue denen das schon zu. Nur die Umstände sind wohl nicht die glücklichsten. Nicht nur, dass das Lehrer/Schülerverhältnis ungünstig balanciert ist, sondern auch die Struktur der Schule müsste überdacht werden. Ganztagsschulen mal als Stichwort.
Die Umstände sind nicht die Glücklichsten? Das ist aber sehr wohlwollend ausgedrückt, für das "Problem" über das wir hier reden. Wenn es um Erziehung geht, ist es sehr wichtig, jedem Kind genug Zeit zu geben und sich um dieses zu kümmern. Das kriegen aber schon Eltern mit 2 Kindern (1:1 Verhältnis) manchmal nicht gebacken. Wie soll das dann ein Lehrer schaffen, der für knapp 30 Kinder (1:30) zu "sorgen" hat??
Für mich ist der Wunsch der Erziehung in Schuleinrichtungen (egal, wie die Struktur genau aussieht) einfach nicht umsetzbar. Mal davon abgesehen, dass die Struktur der Schule ja tatsächlich seit Jahrzenten auf der Stelle tritt. Da wird, trotz komplett anderen Anforderungen in der Arbeitswelt heutzutage, immernoch so unterrichtet wie vor 50 Jahren, teilweise. Mal davon abgesehen davon, dass uns durch die Technisierung, "einfache" Arbeitsplätze fehlen - für Leute, die es einfach nicht so mit der Bildung haben (das ist überhaupt nicht böse gemeint)!
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Zu dem Rest mag ich jetzt auch nicht mehr viel schreiben, da es da wieder nur ums Geld geht, was meiner Meinung nach in dieser Gesellschaft wirklich zu viel beigemessen wird.